Haben Sie eine Lieblingsapfelsorte? Die Auswahl an Apfelsorten in Deutschland – so hat mir ein Apfelliebhaber kürzlich erzählt ist (oder besser war) fast unüberschaubar. Pomologen – Baumfruchtspezialisten – könne Stunden über die Artenvielfalt reden. Ich hingegen greife im Supermarkt einfach zum auf Hochglanz polierten Standardapfel. Völlig ohne Makel liegt er gepolstert auf Pappe im Regal. Wie aus dem Drucker ist er völlig ohne Makel. Echte Äpfel – so sagen die Pomologen – sehen anders aus. Sie sind „gezeichnet von der Normalität“. Mein Leben ist normal – ich bin kein Hochglanzapfel. Da gibt es Druckstellen, die mir andere zugefügt haben. Da gibt es Verwachsungen, die die Geschichte meines Lebens bezeugen. Da gibt es Unförmigkeiten, die nicht aus meinem Leben zu bekommen sind.

Paulus sagt im Galaterbrief: Von euch aus wächst in eurem Leben alle mögliche Missbildung: „Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Saufen, Fressen und dergleichen.“ (Gal 5,19) – Zum Glück fühle ich mich nicht bei allem sofort angesprochen. Aber es gibt schon Stichworte, da fühle ich mich sofort ertappt. Und zudem nehme ich Einiges sicherlich gar nicht wahr. Das Leben von uns Menschen ist sehr unterschiedlich – wir sind vielfältig wie die alten Apfelsorten. Aber bei allen ist klar: Kein Leben von einem von uns gleicht einem Standard-Hochglanzapfel ohne Makel. Wir haben unsere unguten Seiten. Paulus ist es ein Anliegen, diese negativen Dinge nicht wachsen zu lassen, sondern gute Früchte zu bringen. „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit“ Wo diese Aspekte sich entfalten, sprießt das Leben. Für Paulus ist klar: Wir werden keine makellosen Hochglanzfrüchte. So ist das Leben nicht. Aber wir können uns ausstrecken, gute Früchte bringen. Diese guten Früchte gedeihen, wo der Geist Gottes am Wirken ist. In seiner Gegenwart werden die Schadstellen und Verwachsungen zurückgedrängt. Gutes entfaltet sich. Auf diese Weise möchte ich leben. Mein Leben soll gute Früchte bringen.

Die Erntezeit erinnert mich, den Glaubensweg in der guten Kraft Gottes zu gehen und sich von seinem Einfluss prägen zu lassen.

Viele Grüße!

Tobias